Bericht und Fotos von Beate Dönnewald
Für die Mieterinnen und Mieter im neuen Dortmunder Seniorenwohnsitz wurden eine Sozialpädagogin und eine Gerontologin eingestellt. Sie sind ihre Lotsinnen. Eine Premiere.
34 der 35 Wohnungen stehen noch leer. Im Treppenhaus, auf den Fluren, in Küchen und Bädern sind Handwerker im Einsatz und sorgen für den letzten Feinschliff. Spätestens bis Ende August 2023 soll alles fertig sein. Denn dann wird es voll im neuen „perPedes-Seniorenwohnsitz“ in Lütgendortmund. Sobald die Bartholomäus-Kirmes vorbei ist, rollen die Umzugswagen in die Limbecker Straße. Seniorinnen und Senioren zwischen 70 und 90 Jahren werden dann in ihr neues Zuhause einziehen.
Einige von ihnen werden sicherlich mit einem mulmigen Gefühl, vielleicht sogar mit Ängsten anreisen. Möglicherweise liegt auch die eine oder andere schlaflose Nacht hinter ihnen. Denn für alle beginnt ein neuer Lebensabschnitt, sie lassen nach Jahrzehnten Vertrautes hinter sich und müssen nun in einer neuen Umgebung mit lauter fremden Menschen heimisch werden.
Die Verantwortlichen der Seniorenwohnen NRW GmbH wissen um die Gefühle und Gedanken ihrer neuen Mieterschaft. Denn es ist nicht das erste seniorengerechte Haus, das sie gebaut haben. Damit sie ihrem Anspruch „Glücklich leben im Alter“ gerecht werden, haben sie sich für ihre Wohnanlage in Lütgendortmund etwas Besonderes ausgedacht.
„Bislang haben wir in unseren Häusern den Fokus auf den Service gelegt. Doch mittlerweile sehen wir einen Bedarf für professionelle Betreuung“, sagt Geschäftsführer Lothar Heinze. Deshalb stelle man der Bewohnerschaft zwei Case-Managerinnen an die Seite. „Im Krankenhaus haben wir dazu Lotsen im System gesagt“, sagt Kirsten Heller (38) und versucht so, die hierzulande eher unbekannte Berufsbezeichnung zu definieren. Die 38-Jährige ist Sozialpädagogin, ihre Kollegin Annelie Küper (31) Gerontologin (Alterswissenschaftlerin). „Wir vermitteln, begleiten, versorgen und beraten“, sagt die 31-jährige Case-Managerin. Dies passiert in Kooperation mit dem Senioren-Betreuungsdienst Schulterschluss.
Beide nennen Beispiele: Sie helfen, wenn ein Bewohner oder eine Bewohnerin hauswirtschaftliche Unterstützung oder Begleitung zum Arzt, zum Friseur oder ins Café benötigt. Genauso sind sie zur Stelle, wenn Hilfe beim Ausfüllen von Verträgen oder Formularen benötigt wird oder ein Krankenhausaufenthalt geplant werden muss. Kochevents oder Sportaktivitäten wollen sie auch anbieten. Aktuell sind die beiden Case-Managerinnen damit beschäftigt, die Ankunft der neuen Bewohner vorzubereiten. Zum einen richten sie die Gemeinschaftsräume und ihr Servicebüro ein, zum anderen besuchen sie die zukünftigen Bewohner für ein erstes Kennenlernen in ihrem alten Zuhause.
„Die einen freuen sich total, die anderen sind traurig, dass sie ihre Wohnung oder ihr Haus mit Garten aus Altersgründen aufgeben müssen“, berichtet Annelie Küper. Dass es nach Lütgendortmund geht und das Haus mitten im „Dorf“ liegt, beides würden viele als Pluspunkt empfinden. Parallel sind die beiden jungen Frauen gerade damit beschäftigt, sich im Ort vorzustellen und zu vernetzen. „Wir haben zum Beispiel beim Friseur gefragt, ob er auch Hausbesuche macht oder geschaut, welche Ärzte es hier gibt und welche noch neue Patienten aufnehmen“, berichtet Kirsten Heller. So könne man auch bei diesen Fragen beratend zur Seite stehen.
Kirsten Heller und Annelie Küper teilen sich eine Stelle und werden abwechselnd täglich vor Ort sein. In ihrem Servicebüro direkt im Eingangsbereich wollen sie feste Sprechstunden anbieten. „Besonders wichtig ist es uns, von Anfang an die Gemeinschaft zu fördern“, betonen sie.
Die Vermietung der 35 Wohnungen in der komfortablen Senioren-Wohnanlage war schneller abgeschlossen als gedacht. Deshalb wird das Vermietungsbüro an der Limbecker Straße 36 nicht mehr benötigt.
Dort trifft man ab jetzt immer mittwochs von 9 bis 13 Uhr Katrin Becker, Leiterin des Senioren-Betreuungsdiensts Schulterschluss, an. Denn. „Wir werden auch außerhalb des Seniorenwohnsitzes Menschen im Alter unsere Dienste anbieten, damit auch in ihrem Zuhause die Lebensqualität erhalten bleiben kann.“
(Foto rechts: privat)
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